03.08.2016

Nein zu immer mehr Klinikschließungen!

Ein Blick auf die vom Deutschen Hebammenverband (DHV) veröffentlichte Landkarte der Kreißsaalschließungen offenbart das skandalöse Kliniksterben in aller Deutlichkeit. Jetzt brauchen wir ein Notprogramm: sofortige Änderung der Arbeitsbedingungen in den Kreißsälen, damit Hebammen ihre Arbeit wieder verantwortungsvoll leisten können. Also weg mit hebammenfremden Tätigkeiten, statt dessen ausreichende Personaldecke und anständige Bezahlung!

Wirtschaftlicher Profit steht an oberster Stelle, wenn es um die Frage nach dem Erhalt von Kliniken geht. Doch so einfach ist das nicht. Es ist mehr als ein frommer Wunsch an die Verantwortlichen, für flächendeckend und wohnortnahe Geburtshilfeabteilungen zu sorgen. Es ist eine gesellschaftspolitsche Verpflichtung. Den scheinbar unaufhaltsamen Klinikschließungen mit fatalen Folgen für Gebärende muss endlich Einhalt geboten werden.

In NRW sind Kliniken in Bünde (bei Bielefeld), Wermelskirchen, Solingen und Eschweiler betroffen, ein Kreißsaal in Gladbeck ist von der Schließung bedroht. Gründe sind sogenannte Kostendefizite und Hebammenmangel. Doch NRW braucht auch kleinere Abteilungen, die beispielsweise schwierige Haus- und Geburtshausgeburten klinisch auffangen. Überstunden, Personalmangel und die Übernahme fachfremder Arbeiten führen gerade hier zu erheblichen Notständen in der Versorgung.

Die vom Deutschen Hebammenverband (DHV) in Auftrag gegebene Studie unter angestellten Hebammen zeigte bereits im letzten Jahr, wie verheerend diese Arbeitsbedingungen sich auswirken. Immer mehr Hebammen können es nicht mehr verantworten, in diesem Umfeld Schwangere und Gebärende qualitativ hochwertig zu betreuen und zu begleiten. Es bleibt die Frage offen, warum Klinikleitungen diese Signale nicht ernst nehmen und hier Veränderungen anstoßen statt Abteilungen aus Gewinngründen zu schließen. Zumal das Phänomen des Personalmangels längst nicht mehr nur kleinere Abteilungen betrifft, sondern auch große Zentren, wie zum Beispiel das Henriettenstift in Hannover.

Alle unsere Bemühungen, die Politik zu mobilisieren, damit flächendeckende und wohnortnahe Betreuung stattfinden kann, hat diese offenbar schulterzuckend ignoriert.

Die Kliniken sind verpflichtet, flächendeckend und wohnortnah geburtshilfliche Abteilungen zur Verfügung zu stellen. Wenn die Kliniken diese Verpflichtung nicht umsetzen, ist die Politik gefordert, es zu tun! Finanzielle Gründe der Kliniken dürfen nicht zu Lasten der Beschäftigen gehen und die Sicherheit von Mutter und Kind gefährden.

Rein theoretisch gibt es von Seiten der Politik gute Ansätze: Die Landesregierung NRW schreibt beispielsweise in ihrem Abschlussbericht zum Runden Tisch Geburtshilfe, dass keine Frau länger als maximal 40 Minuten zur nächstgelegenen Klinik unterwegs sein soll. Angesichts der tatsächlichen Gegebenheiten wird diese Forderung zur Farce.

Lesen Sie hier die Pressemitteilung des Deutschen Hebammenverbandes (DHV)

Die Liste der Kreißsaalschließungen finden Sie auf den Seiten des Deutschen Hebammenverbandes (DHV)