20.01.2017

Kreißsaal Meschede: Generalprobe für ein Drama

Zwei Tage hatte Meschedes Kreißsaal die Türen geschlossen, wegen hohen Krankenstands. Jetzt ist er wieder geöffnet, doch die endgültige Schließung ist sicher. Daran haben auch die Proteste von mehr als 14.000 Menschen nichts geändert. So gesehen wurde eine makabre Generalprobe eingeläutet: Schwangere Frauen mussten möglicherweise den Ernstfall proben: Wehen, winterliche Straßenverhältnisse - und die nächste Klinik 30 Kilometer weit entfernt.

Ist es ein solches Szenario, das die Verantwortlichen als "gesicherte Geburtshilfe" bezeichnen?

Die kurzzeitige Schließung offenbart das Dilemma. Die Geburtshilfe wird radikal heruntergewirtschaftet. Hebammen müssen seit Jahren mit unzumutbaren Arbeitsbedingungen fertigwerden: mehrere Frauen gleichzeitig betreuen, Überstunden leisten und zusätzlich berufsfremde Arbeiten übernehmen. Diese Belastungen führen zwangsläufig zu Dauerüberlastung. Kommt zur personellen Unterbesetzung noch ein hoher Krankenstand dazu, steht die Schließung des Kreißsaals am Ende der Fahnenstange.

Politisches Vorgehen für Systemwechsel gefordert


Die endgültige Entscheidung gegen die Geburtshilfe im Mescheder Krankenhaus steht noch bevor. Sie ist Ergebnis finanzieller Erwägungen, die hemmungslos die Interessen und Bedürfnisse Schwangerer und Hebammen übergehen. Geburtshilfe ist nicht verhandelbar: Wirtschaftlichkeitserwägungen dürfen nicht ausschließlich diese in den Blick nehmen, auch andere Abteilungen eines Krankenhauses können ein Plus erwirtschaften. 

Wie lange also dürfen Krankenhäuser als privatwirtschaftliche Unternehmen noch darüber entscheiden, ob es wohnortnahe Kreißsäle für werdende Mütter gibt oder nicht? Gerade in einer Gegend wie dem Hochsauerland ist wohnortnahe Geburtshilfe dringend notwendig. Alles andere ist unzumutbar. Oder soll Schweden Vorbild werden? Dort werden Eltern von Hebammen darauf vorbereitet, ihr Kind allein im Auto - auf dem Weg zur weit entfernten Klinik - auf die Welt zu bringen. (s. Pressespiegel unserer Website) Das darf nirgendwo zum Normalfall werden!

Erneut fordern wir dringend: Die Politik muss endlich tätig werden - für eine nachhaltige Lösung!

Informieren Sie sich hier näher über die eingereichte Petition gegen die Schließung der Geburtshilfe