16.06.2017

Geburtshilfe: Schwarz-gelber Koalitionsvertrag dreht das Rad zurück

CDU und FDP haben am Freitagvormittag ihren "Koalitionsvertrag für NRW" vorgestellt. "Für NRW" trifft es allerdings nicht ganz. Hebammen, werdende Mütter und ihre Babys bleiben außen vor. Das Wort "Geburtshilfe" findet sich in dem 121 Seiten starken Papier kein einziges Mal. Nichts zur flächendeckenden geburtshilflichen Versorgung. Nichts zur Senkung der Kaiserschnittrate. Nichts zur Wahlfreiheit des Geburtsortes.

Angesichts der dramatischen Entwicklung in NRW können wir dies als Landesverband der Hebammen keinesfalls hinnehmen! Mit einem Regierungsprogramm, das akute und für die gesamte Gesellschaft bedeutsame Notstände ignoriert, wird die Geburtshilfe schlichtweg ins Abseits gestellt. Die Zielvorgaben - hier ein Auszug aus dem Kapitel "Gesundheit und Pflege", das bezeichnenderweise erst ab Seite 97 beginnt - sind wenig mitreißend:

"Gesundheitsberufe
Wir werden uns für eine moderne und zeitgemäße Weiterentwicklung nicht-akademischer Gesundheitsberufe einsetzen. Das Berufsbild der Hebammen und ihre wichtige Bedeutung für Eltern muss gestärkt werden. Wir werden uns für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Hebammen einsetzen.
Wir streben eine partnerschaftliche Lösung zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten für die Notfallversorgung an. Bestehende Hemmnisse bei der Fort- und Ausbildung zum Notfallsanitäter werden wir schnellstmöglich beseitigen."

Hier muss sich die Absichtserklärung der neuen Regierung so bald wie möglich mit Leben füllen, damit die politischen Ziele und deren Umsetzung im Detail deutlich werden. Die Menschen in NRW müssen genau wissen, wie Hebammen und werdende Mütter unterstützt werden, welche Maßnahmen angedacht sind, um die katastrophale Lage der Geburtshilfe zu verbessern.

Wir als Landesverband stehen jederzeit zu Gesprächen zur Verfügung, damit die Situation sich so schnell wie möglich verbessern kann. Dass die NRW-Regierung festschreibt, sich für die Verbesserung der Rahmenbedingungen der Hebammen einzusetzen, reicht leider nicht: Diese sind Bundesangelegenheit.

Hier finden Sie den Koalitionsvertrag