06.09.2016

Beruf im Umbruch: Hebammenausbildung an die Hochschule bis 2020

Seit 2009 ist die Verlagerung der Hebammenausbildung an die Hochschule im Gespräch. Nun soll sie umgesetzt werden: Das Bundeskabinett hat dem „Bericht über die Ergebnisse Modellvorhaben zur Einführung einer Modellklausel in die Berufsgesetze der Hebammen, Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten“ zugestimmt. Jetzt müssen alle Akteure an einen Tisch. Denn der Zeitplan ist knapp.

2020 muss die Hebammenausbildung an der Hochschule angekommen sein. Vieles ist noch ungeklärt, aber eins ist sicher: Eine qualitativ hochwertige und attraktive Ausbildung muss das Ziel sein.

Wenn der Bundestag im Herbst dem Bericht zustimmt, müssen die Berufsgesetze ab 2018 überarbeitet werden, damit sie 2020 verabschiedet werden können. Wichtige Fragen wie der finanzielle Rahmen und die Zukunft der Fachschulen sind noch offen. Wir wünschen uns einen guten Austausch zwischen Hoch- und Fachschulen und bieten hierzu unsere Unterstützung an.

alle Beteiligten an einen Tisch

Der Landesverband der Hebammen in NRW wird in dieser Übergangszeit das Gespräch mit Fachschulen, Hochschulen und dem Ministerium suchen. Das Wissen und die Erfahrung der Fachschulen muss mit der hochschulischen wissenschaftlichen Ausbildung zusammengeführt werden, um insbesondere eine hochwertige praktische Ausbildung zu garantieren. Dazu ist die Entwicklung eines Konzepts notwendig, das die Beteiligung auch von Hebammenverbänden und Ausbildungsstätten erfordert. Denn es ist für die Zukunft unseres Berufes wesentlich, dass ein guter Übergang gefunden wird, um attraktive und gut ausgestattete Studiengänge in NRW zu ermöglichen. Dabei darf auch die Zukunft der Schulen und ihrer Lehrenden nicht aus dem Blick geraten.

weitere Evaluierung nötig

Erforderlich ist hierzu die gründliche Evaluierung der Ausbildungsqualität von Hebammen, um die Hochschulausbildung darauf auszurichten und zu optimieren. Eine Evaluierung in NRW - hier gibt es seit 2012 einen Modellstudiengang für Hebammen auf Bachelorniveau -  hat bislang keine ausreichenden Ergebnisse gebracht, u.a. weil die Hebammen nur einen kleinen Teil der Studienkohorte darstellten, so dass Ergebnisse nicht ohne weiteres übertragbar sind. Die im Bericht über die Ergebnisse der Modellstudiengänge vorgeschlagene Verlängerung der Evaluation kommt den Hebammen nicht mehr zugute, da die Ausbildung zu diesem Zeitpunkt schon bei der Hochschule liegt. Wichtige Erkenntnisse könnten somit fehlen.

Bis zum Inkrafttreten der Neuregelung bleibt die Ausbildung an den Fachschulen auf ihrem jetzigen Niveau als gleichwertig erhalten. Junge Menschen, die den Hebammenberuf ergreifen wollen, können sich also nach wie vor an den Fachschulen bewerben.

NRW ist gefragt

Jetzt aber ist das Land gefordert: Wir erwarten Sondierungsgespräche mit dem Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA) unter Mitwirkung aller Beteiligten. Auch hier werden wir unsere Positionen deutlich machen: für alle Hebammen und werdenden Hebammen in NRW.

Lesen Sie hier den Bericht "Ergebnisse Modellvorhaben"