07.09.2018

Süddeutsche Zeitung: "Unter Wehen"

Ein starkes Bild ist es, das von dem französischen Arzt Michel Odent geprägt wurde: Die strickende Hebamme, die für gekonnte Nicht-Intervention steht. Der Beitrag in der Süddeutschen zeigt,wie deutlich sich diese Vorstellung guter Geburtshilfe, bei der Mutter und Kind sich sicher und geborgen fühlen und nur dann in den Geburtsverlauf eingegriffen wird, wenn es nötig ist, von den heutigen (Arbeits-)bedingungen in Kliniken entfernt hat.

Immer weniger Geburten erfolgen heutzutage ohne medizinisches Eingreifen, denn so erfüllen sie einen wirtschaftlichen Zweck. Immer mehr Geburtshilfestationen schließen: Wenn aber immer mehr Kreißsäle schließen, bleibt für die anderen Arbeit bis zur Erschöpfung mit Mehrfach-Betreuungen, Überstunden und Übernahme fachfremder Tätigkeiten. Und schwangere Frauen müssen mit einer unsicheren Versorgungssituation klarkommen: Das ist Stress für Mutter und Kind.

Unter diesen Bedingungen ist das Bild der strickenden Hebamme eine traurige Wunschvorstellung - wo es doch ein Leitbild sein sollte. Denn so wollen Hebammen arbeiten: In der Haltung des gekonnten Abwartens, mit der der gebärenden Frau Sicherheit, Geborgenheit und die Kraft gegeben wird, die Geburt geschehen zu lassen.

Damit es hierzulande eine Geburtshilfe gibt, die ihren Namen verdient, muss sich immer noch viel tun. Unsere Forderungen sind nach wie vor offen:

  • Geburtshilfe muss für die Kliniken finanziell attraktiv gemacht werden,
  • keine Nicht-Hebammen-Tätigkeiten mehr für Hebammen in den Kreißsälen,
  • kleinere Abteilungen brauchen Unterstützung,
  • das Thema Haftpflichtfonds muss endlich bearbeitet werden.

Süddeutsche online vom 06.09.2018