10.01.2017

Heute geschlossen! Es erwischt auch die großen Kliniken!

Die Abwärtsspirale der Klinikschließungen dreht sich weiter: 2017 wird gleich gut eingeläutet. Es ist unübersehbar: Die Geburtshilfe in NRW ist in Gefahr und vielerorts gar nicht mehr vorhanden.

Der gut recherchierte Artikel der Westfalenpost vom Dezember 2016 nimmt die Schließung der Geburtsstation in Gladbeck zum Anlass für einen bedrückenden Einblick in die Hintergründe: immer mehr Kreißsäle werden aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen, mit den kleineren Krankenhäusern verschwinden immer mehr Geburtshilfestationen aus NRW. 

Aus Sicht des Landesverbandes eine Katastrophe  - doch, so die Argumentation der Verantwortlichen, federn die größeren Kliniken diesen Wegfall verlässlich ab. Die Versorgung ist angeblich gesichert. Dass das nicht zutrifft, mussten diejenigen bitter erfahren, die in der Nacht auf den 07. Januar vor der Tür des Perinatalzentrums Köln-Holweide standen. Dessen Kreißsaal war nämlich vorübergehend geschlossen.

gesicherte Versorgung längst passé

Es ist verantwortungslose Augenwischerei von Klinikchefs und Politik, Frauen und ihren Familien weiszumachen, geburtshilfliche Versorgung in Wohnortnähe sei möglich, da größere Kliniken stets zur Verfügung stünden. Köln-Holweide ist ein Perinatalzentrum einer Großstadt - und musste dennoch schließen!

Die Gründe, sind längst bekannt, wir als Landesverband weisen unermüdlich darauf hin: Kliniken als Wirtschaftsunternehmen müssen schwarze Zahlen schreiben. Geburt ist nicht in Zahlen und Pauschalen zu pressen, Kreißsäle sind keine Garanten für positive Bilanzen.

Die Folge: Schließungen von Kreißsälen, Stelleneinsparungen, chronische Unterbesetzung, hoher Krankenstand und starke Überlastung des Personals - unzumutbare Arbeitsbedingungen für Klinik-Hebammen! Leidtragende sind neben den Hebammen die gebärenden Frauen und ihre Kinder.

Die Vernachlässigung des existenziell wichtigen Bereichs der Geburtshilfe ist nicht neu. So hatte der Ethikrat schon im Frühjahr 2016 zwar moniert, dass das Gewinnstreben der Kliniken hohen Kostendruck erzeuge und zu Lasten des Patientenwohls gehe, doch bei der Auflistung der Mängel die Geburtshilfe komplett außen vorgelassen. Dass die Hebammen in Kliniken schon lange unter denkbar schlechten Bedingungen tätig sind,  und dass solche Umstände Frauen, die in dieser Umgebung ihr Kind zur Welt bringen müssen, unzumutbar belasten, war nicht der Rede wert.

ein Systemwechsel ist nötig

Deshalb bleibt es die Aufgabe des Landesverbandes, die untragbaren Zustände in der Geburtshilfe öffentlich zu machen und rasche und tragfähige Lösungen vehement einzufordern.

Wir brauchen ein anderes Berechnungssystem für die Geburtshilfe, damit Kliniken die Geburtshilfe nicht mehr als Verlustgeschäft betrachten müssen.

Wir brauchen Kliniken, die den Hebammen ihre Arbeit ermöglichen: ausreichende Stellenanzahl und damit genug Zeit für die Betreuung der Frauen, keine hebammenfremden Tätigkeiten (Verschiebungen in Chefarztambulanzen, Stationsdienst), ausreichende Versicherung und Bezahlung.

Wir bleiben dran und werden nicht aufhören, für die Umsetzung unserer Forderungen und einen Richtungswechsel zu kämpfen!